Bestimmt der Körper die Gefühle?
- Maria Kafritsas
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Wartest Du auf das Ende der Pandemie und damit verbunden auf eine Veränderung Deiner Lebensumstände? Vielleicht sogar auf die große Liebe, den nächsten Urlaub, den Traumjob oder irgendetwas anderes, um Dich besser zu fühlen? Dann geht es Dir wie vielen. Wie wäre es, könntest Du das sofort, ohne dass sich etwas in Deinem Leben verändert hätte? Keine Sorge, das hier ist kein Artikel über Autosuggestion oder gar eine Einladung zu Schönfärberei. Doch vielleicht interessiert es Dich zu erfahren, wie dein Körper Dinge für Dich erledigen kann, die sonst von äußeren Umständen abzuhängen scheinen oder zum Ergebnis langwieriger Therapie- und Coachingprozesse gezählt werden.
Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von wissenschaftlichen Studien, die belegen, dass der Umgang mit dem Körper und die daran geknüpfte Biochemie im Körper sich maßgeblich auf die Psyche auswirken. Aber lassen sich unsere Gefühle in der Tat über den Körper verändern?
In den USA hat das sogenannte Power Posing Verbreitung gefunden, welches darauf basiert, durch das Einnehmen von expansiven Körperhaltungen, die über 2 Minuten gehalten werden, Gefühle von Zuversicht, Erfolg und Optimismus zu generieren. Von der Sozial-Psychologin Amy Cuddy geführte Studien an der Harvard Business School ergaben, dass die Hormonsituation der Probanden, die unmittelbar vor einer Stresssituation standen, vor und nach dem Power Posing deutlich verändert war. Der Cortisolspiegel (=Angsthormon) war danach geringer, der Testosteronspiegel (=„Siegerhormon“) höher – allein durch das 2minütige Einnehmen expansiver Körperhaltungen. Sowohl fühlten sich die Probanden nach diesen 2 Minuten fähiger, auf die Bühne oder in ihr Vorstellungsgespräch zu gehen; auch wurden sie von ihrem Publikum als präsenter und überzeugender wahrgenommen.
Auch in der professionellen Schauspielarbeit wird das Wissen um die Verbindung zwischen Körper und den Emotionen genutzt. Dabei geht es nicht um eine Zurschaustellung von Emotionalität, sondern um das Aktivieren realer Gefühle durch den Einsatz bestimmter Körperhaltungen und Bewegungsweisen.
Mach den Selbsttest und beantworte dir folgende zwei Fragen mit Hilfe von A. oder B.:
Wie fühlst du dich jetzt gerade?
- Heiter / optimistisch / motiviert / zuversichtlich?
- Traurig / pessimistisch / eher down / bestenfalls so la la?
Überprüfe deine Körperhaltung. Sitzt du
- groß und aufrecht, breit und Raum einnehmend da? Oder
- ist dein Rücken gekrümmt, die Schultern nach innen gerollt, deine Ellbogen eng am Körper anliegend, der Kopf gesenkt oder aufgestützt?
Nimm dann für mindestens 2 Minuten die jeweils andere Körperhaltung ein.
Nach 2 Minuten: Beantworte erneut Frage 1.
… Spannend, nicht?
Was auf die Schnelle funktioniert und sich auf die flüchtige Stimmung auswirkt, kann gleichermaßen auf die tieferen Schichten unseres Daseins angewandt werden. Wenn unsere Körperhaltung über lange Zeit eine tendenziell gekrümmte und zur Außenwelt hin eher verschlossene ist, hat das Auswirkungen auf die Art, wie wir uns in der Welt, innerhalb unseres Umfeldes, ja in unserem Leben fühlen. Ändern wir unsere Haltung langfristig, indem wir die faszialen Verklebungen und muskulären Verkürzungen, die sich mittlerweile in unseren Körper geschlichen haben, transformieren und unser Körpergewebe in einen gesunden, schmerzfreien, und bewegungsfreundlichen Zustand versetzen, dann haben wir die Chance eine völlig andere Erfahrung in der Welt zu machen. Unser Leben ändert sich in dem Maße wie unser Körper zu seiner optimalen Form zurückfindet.
© Maria Kafritsas 2021